Fahrbericht: Aston Martin Vanquish

Für unseren ersten Fahrbericht haben wir uns ein ganz besonderes Auto ausgesucht: Den 2013er Aston Martin Vanquish.

Diese Testfahrt ist das Erlebnis, das Gentleman’s Choice in eine komplett eine neue Ära katapultiert. Neben Zigarren und Whisky ist alles was in seiner Klasse top-notch ist, es wert näher angeschaut zu werden. Noch dazu sind wir absolute Autonarren. Zu der Gelegenheit, den 2013er Aston Martin Vanquish zu fahren konnten wir also nicht nein sagen.

Zuletzt gab es im Jahr 2002 einen Vanquish und nun hat Aston beschlossen, dem Nachfolger des DBS wieder den Titel Vanquish zu geben. Allein die technischen Fakten des Aston Martin Vanquish lassen den Puls in die Höhe schnellen! 573PS (60 mehr als beim DBS), ein V12 mit 6 Liter Hubraum – nicht aufgeladen, sondern einfach da. Der in Köln gefertigte AM11 ist der bisher stärkste Serienmotor von Aston Martin. Auch das Getriebe ist neu. Die in Transaxle-Bauweise direkt vor der Hinterachse integrierte 6-Gang-Automatik „Touchtronic“ verspricht kurze Schaltzeiten bei einem im Vergleich zu einem Doppelkupplungsgetriebe geringerem Gewicht. Der Aston Martin Vanquish wird überwiegend in Handarbeit hergestellt. Dabei wird an Carbon nicht gespart. Die extra für den neuen Vanquish entwickelte VH Plattform der vierten Generation kombiniert geschickt Aluminium und Carbon, um eine im Vergleich zum Vorgänger DBS um 25% steifere aber trotzdem leichtere Karosserie zu erreichen. Auch das Front Chassis ist um 13% leichter geworden. Der Motor sitzt im Vanquish 19mm tiefer und 85% des Gesamtgewichts befinden sich zwischen den Achsen. Zusammen mit der perfekten 50:50 Gewichtsverteilung verspricht das ein hervorragendes Handling – trotz des noch immer recht hohen Gewichts von knapp 1,8 Tonnen.

Das klingt doch alle sehr spannend und wir sind happy, eines der ersten Exemplare ausführen zu dürfen!

Technische DatenAston Martin Vanquish
HerstellerAston Martin
ModellnameVanquish
Modelljahr2012
Motor"AM11"
ZylinderV12
Ventile48
Hubraum5935cm3
Verdichtung11:1
Leistung421kW (573 PS) @ 6750min-1
Drehmoment620 Nm @ 5500min-1
Getriebe6-Gang Automatik "Touchtronic 2", Transaxle
Beschleunigung 0 .. 100km/h4,1s
vmax295km/h
Antriebsachsehinten
Leergeweicht1739kg
Tankinhalt78l
Verbrauchunwichtig
CO2-Ausstoßunwichtig
Bereifung vorn255/35 ZR20
Bereifung hinten305/30 ZR20
Grundpreisca. 250.000€

Erstmal noch was zur Form: typisch Aston, sehr elegant, nicht aufdringlich, dennoch sportlich und leicht aggressiv, ohne dabei prollig zu sein. Unser Modell war in schwarzmetallic gehalten. Stand ihm sehr gut… und eine Besonderheit der Farbe: wenn man ihn parkt, kann man ihn aus der Ferne auch mit anderen Marken verwechseln – was nicht schlecht ist, wenn man mal ungestört im Netto einkaufen will. Benzin ist teuer – da muss man eben woanders sparen! 19 Liter Superplus im Testverbrauch… jetzt mal ehrlich, bei knappen 280.000 Euro Neupreis in dieser Konfiguration ist das nicht der Rede wert. Dazu kommt noch, dass man für die Vollkaskoversicherung auch einen Dacia Duster kriegen kann – und zwar jedes Jahr.

Aber jetz mal zum Fahren! Also rein in die Kiste, schön den Zündschlüssel in den Schlitz, drauf drücken und es erwacht ein Monster mit 12 Armen! Der Sound der einen begrüßt, kann sich sehen bzw. hören lassen – und da war der „S“ Knopf noch nicht mal gedrückt. Außer dass das ESP später greift und die Gasannahme schärfer wird, gehen gefühlt auch 2 Klappen am Auspuff auf und er wird noch lauter. Wahnsinn, dass der TÜV die Zulassung gegeben hat. Das Brabbeln und Brüllen in den Häuserschluchten kann Tote aufwecken. Man hört ihn kilometerweit kommen – und gehen.

Noch was zum Sound: alleine dafür ist er die Kohle wert. So ein satter, voluminöser Sound und noch dazu so eigenständig. Ist es Ihnen schon mal passiert, dass Sie sich auf der Straße umdrehen, weil Sie einen Supersportwagen erwarten und dann war es ein Opel Kadett von 1994 mit Remus Auspuff und 75 ps? Oder war es sogar irgendeine Reiskocher Yamaha? Wir garantieren, das wird mit dem Vanquish nicht passieren. Wenn man den hört, drehen sich alle Männer auf der Straße um und sind nicht enttäuscht!

Achja, fahren tut er auch. Gänge entweder mit der Automatik oder die Pedale am Lenkrad einrasten lassen und los geht’s. Wenn man nicht aufpasst, macht man erstmal einen Satz nach vorne. Das grazile Lenkrad lässt den Fahrer den Wagen präzise in der Spur halten. Die 305er Reifen sorgen dafür, dass jedes einzelne Pferdchen die Hufe auf die Straße kriegt und man gleitet dahin… ein echter GT. Tolles Feeling! Mit einer Leichtigkeit wendet sich der Vanquish durch den Großstadtdschungel. Das Ganze wird begleitet von einem sehr ungewöhnlichen Effekt: man freut sich über jede rote Ampel! Einzige Voraussetzung ist aber, dass man vorne steht. Wahlweise mit Launch Control (übrigens ist dieser Vanquish der erste Straßen-Aston mit LC) oder einfach so aus dem Stand geht es ab. Beim Blick in den Rückspiegel fragen wir uns immer, ob wir die einzigen sind, die gesehen haben, dass die Ampel die Farbe geändert hat. Nachdem wir an der nächsten Ampel zum Stehen kommen (den 17″ Keramikbremsen sei Dank), scheinen auch unsere armen Nachzügler endlich loszufahren und das grüne Licht zu würdigen.

Aber ein GT fühlt sich doch in der Stadt nicht wohl. Der muss raus, wo er laufen kann! Also erstmal aus München raus, Richtung Süden. Deutsche Alpenstraße. B 307 – Bayrischzell oder auch Tatzelwurm genannt. Die ersten Serpentinen machen schonmal Laune… in die Kurven gieren… der Beifahrer muss sich trotz der sehr guten Sportsitze festkrallen und was dann kommt, sind ein paar Minuten harte G-Kräfte in alle Richtungen solange der Verkehr es erlaubt. Das Grinsen, das seit dem Drücken des Startknopfs auf dem Gesicht ist, wird noch breiter. Es macht süchtig, deshalb fahren wir auch gleich weiter über Tegernsee, Sylvensteinspeicher, Voderriss, Hinteriss in die Eng.

Es ist eine Mautstraße. Und um unsere wahre Intention zu verschleiern, wird der „S“ Knopf ausgeschaltet und wir gleiten zum Mauthäuschen, zahlen unsere 4 Euro… schalten den Knopf wieder an und das Karwendel erfüllt sich mit einem Brüllen und Brabbeln, das einem erneut die Gänsehaut gefrieren lässt. Nicht ganz zur Freude von anwesenden Straßen-Mitbenutzern wie Radfahrern, Wanderern oder KFZ-Besitzern bewältigen wir die Strecke in einer Zeit, die einem Aston Martin Vanquish angemessen scheint. Im Cockpit wird nicht viel gesprochen. Die T-Shirts saugen sich mit Schweiß voll, das Adrenalin regt einen Rausch an und die Landschaft fliegt an einem vorbei… einfach Wahnsinn!

In GT Manier dann wieder im gemütlichen km/h-Bereich bietet die Mautstraße nach Walchensee eine Gelegenheit, die Landschaft anzuschauen und etwas mehr zu genießen. Es folgt der letzte Test: der Kesselberg. Eine Motorraddomäne. Aber wie schon oft kontrovers diskutiert: was ist schneller in der Kurve – ein Auto oder ein Motorrad? Die Antwort ist leicht gefunden: hängt vom Material ab. Unseres kann sich ja sehen lassen. Wir drehen einige Runden („Aufi und Obi“). Das Transaxle Getriebe, das die Gänge in 0,2 Sekunden in unseren Rücken tritt, ist ein echtes Highlight. Das ist richtig gut. Aber dennoch, gerade hier macht es sich bemerkbar, dass der Vanquish kein Leichtgewicht ist. Die 1,8 Tonnen sind zum Cruisen wohl ok, aber um die engen, scharfen Kurven hat er leicht zu kämpfen. Ein klitzekleiner Wehrmutstropfen.

Und eins wollen wir auch nicht verheimlichen: Wir hatten einen kleinen Race mit einem BMW M6 Cabrio, offen (der Fahrer hat extra das Verdeck geöffnet, um dem Sound unseres V12 besser lauschen zu können). 12 Zylinder, naturally aspirated gegen 8 Zylinder aufgeladen. Auf gerader Strecke hatten wir keine Chance (nun gut, keine Chance ist übertrieben, aber der M6 war einfach schneller). Und der kostet nur die Hälfte. Hmm.

Tja, was gibt es noch zu sagen? Ja. Das Navi. Bodenlose Frechheit! Mein 12 Jahre altes Aldi Navigon sieht besser aus und ist leichter zu bedienen als das was da im Display zu sehen ist.

Soundsystem von Bang & Olufsen – in anderen Autos gerne 5.000 Euro Aufpreis, hier Serie. Supergeiler dufter Klang, ist echt gut, nix zu meckern, auch mit USB Anschluss für mp3 vom Stick. Aber warum brauche ich das in einem Auto, bei dem ich als Fahrer selber das Fenster aufmache sobald ich einen Tunnel sehe und in Gedanken schon plane, wann ich runterschalte damit ich im „schönen, lauten“ Drehzahlbreich bin?

Also, für unseren allerersten Supersportwagentest (und es mögen noch viele folgen): Oberhammer! Nicht nur, dass die technischen Daten einfach Spaß versprechen – das gewisse britische Flair und Understatement des Aston Martin Vanquish macht es zu einem echten Erlebnis – jedes einzelne Mal – den Startknopf zu drücken.

Kann man schneller fahren? Ja. Siehe M6.

Kann man billiger fahren? Ja,  Verdammt ja!

Kann man unauffälliger fahren? Schon… (immerschön S-Knopf – aus)

Aber will man jemals wieder was anderes fahren? Nein – nie wieder…..

Diesen Artikel teilen:
facebooktwittergoogle_plusredditpinterestlinkedinmailfacebooktwittergoogle_plusredditpinterestlinkedinmail
Folgen Sie uns:
facebooktwittergoogle_plusrssfacebooktwittergoogle_plusrss